Historische Eisenbahn Holsteinische Schweiz e. V. - gemeinnützig - (HEHS)
Geschichte der BR V20

Quellen:

- www.rangierdiesel.de

- EK-Verlag

Geschichtliche Entwicklung der BR V20

Wie alle Kriegslokomotiven hatten auch die Lokomotiven des Typs WR 200 B14 nach Kriegsende ihren eigentlichen großen Auftritt.

Waren doch Lokomotiven im Allgemeinen knapp, konnten die ehemaligen, sogenannten Wehrmachtslokomotiven mit ihren Vorzügen glänzen.

Sie benötigten die so knappe Lokomotivkohle nicht und in der Abstellung keine weitere Behandlung durch das örtliche Personal. Lediglich vor dem Start des Motors musste vorgewärmt werden. Sie setzten im Rangierdienst Dampflokomotiven frei, die andere Aufgaben übernehmen konnten. Durch die Leistung von 200 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h sowie einer Anhängelast bei Höchstgeschwindigkeit von immerhin 40t in der Ebene, ersetzten sie auf Nebenstrecken die altersschwachen Triebwagen aus der Vorkriegszeit. Im Personenzugdienst fuhren die Lokomotiven, je nach Streckentopografie mit bis zu drei zweiachsigen Wagen, meist sogenannte „Donnerbüchsen“. Auch ehemalige

Länderbahn- und Behelfswagen kamen in den ersten Jahren zum Einsatz. Einziges „Problem“ war die fehlende Dampfheizung der Lokomotiven. Dazu rüstete man die Wagen mit einer eigenen Heizung aus und lackierte diese rot anstelle des dunkelgrünen Anstrichs.  Somit war zum einen für jeden Eisenbahner die Ausrüstung des Wagens mit eigener Heizung sofort erkennbar und zum anderen hatten die Fahrgäste tatsächlich einen relativ modernen Zug, waren die Lokomotiven bei Kriegsende im schlechtesten Fall doch erst 5 Jahre alt. Bis Mitte der 1950er Jahre waren diese Züge ein gewohntes Bild auf den Nebenstrecken, auch in Schleswig-Holstein. Erst mit der Einführung der neu gebauten Schienenbusse der Baureihen VT 95 und VT 98 kamen die Lokomotiven wieder zurück in ihr eigentliches Betätigungsfeld, in dem sie bis zur Ausmusterung Ende der 1970er Jahre noch erstaunliche Leistungen vollbrachten. Aus dem Betriebsbuch der V 20 039 sind Einsätze im Personenzugdienst vom Bw Husum und Bw Heiligenhafen (Betrieb auf der Insel Fehmarn) mit recht beachtlichen Tageskilometern dokumentiert.

Wir erinnern mit V 20 039 an diese Epoche, in der diese recht unscheinbaren Lokomotiven aus der Not heraus eine neue Art der Zugförderung ermöglichten, und somit den Grundstein für neue Entwicklungen in der Lokomotivtechnik legten. 

Die Entwicklung von Diesellokomotiven in den 1930er Jahren war mit der Entwicklung eines für den Eisenbahnbetrieb brauchbaren Getriebes eng verbunden. Mitte der 30er Jahre hatte die Firma Voith das sogenannte „Turbo-Getriebe“, ein automatisches Flüssigkeitsgetriebe, serienreif entwickelt. Die Lokomotiven aus dem Typenprogramm des Militärs waren mit dem neuen, einfach zu bedienenden Turbo-Getriebe von Voith ausgestattet.

Die WR 200 B14 (spätere Bezeichnung V20) sollte leistungsmäßig die Lücke zwischen den Kleinlokomotiven und den 360 PS-Lokomtiven des Typs WR 360 C14 (spätere Bezeichnung V36) abdecken.  WR 200 B14 steht für Wehrmachtslokomotive Regelspur 200 PS Leistung, Achsfolge B und 14t Achsdruck.

Ab 1940 wurden insgesamt 75 dieser zweiachsigen Diesellokomotiven für die Wehrmacht bzw. Kriegsmarine oder Reichsluftwaffe von den Herstellern Deutz, BMAG, Jung, Gmeinder, O&K und Krupp gebaut, wobei Deutz den größten Anteil mit 52 Maschinen lieferte. Nach dem Krieg wurden bei Gmeinder nochmal 5 Lokomotiven gebaut. Zur Nachkriegsreichsbahn in Westdeutschland, bzw. später zur Deutschen Bundesbahn gelangten noch 23 Exemplare. Beide Loktypen (WR 200 B14 und WR360 C14) besaßen eine Doppelloksteuerung. Dieses war eine simple Verbindung beider Fahrschalterhandräder, welche aber erlaubte, zwei Lokomotiven mit nur einem Lokführer zu bedienen.

Durch die Einsätze im Personenverkehr sammelte man viel Erfahrungen mit der neuen Dieseltraktion. So wurden bei den MaK in Kiel nachbestellten Lokomotiven der Baureihe V36.4 Verbesserungen im Fahrwerk vorgenommen, die für einen besseren Bogenlauf sorgten.

Die Erfahrungen mit den ehemaligen Wehrmachtsdiesellokomotiven mündeten in der Entwicklung der Baureihe V 60, die heute noch bei der Deutschen Bahn im Rangierdienst anzutreffen ist. Die Lokomotiven der Baureihe V20 und V36 sind somit als „Großmütter“ der modernen Dieseltraktion zu sehen.